Möglicherweise bediente man sich in der Freiburger Münsterbauhütte schon vor der Gründung des Münsterbauvereins im Mai 1890 und der Übernahme der Bauhütte einiger Gipsabgüsse. Danach wurde, sei es durch in Auftraggabe bei Freiburger Bildhauern und Bauunternehmen oder durch das Abgießen von Mitarbeitern in der Bauhütte selbst, eine Sammlung aufgebaut, die bis heute wächst. Mit dem Abgießen kann der Zustand von gut erhaltenen architektonischen Details und Skulpturen festgehalten werden. Bei zerstörten Stücken ergänzten die Former früher fehlende Teile durch Aufmodellierungen. Die Abgüsse sind so Modell für das Hauen originalgetreuer Kopien und gleichzeitig dokumentarische Grundlage für die Denkmalpflege und die Restaurierung.
Die Gründungsväter des Münsterbauvereins sahen in der Sammlung aber auch ein Element zur Pflege der Kunstwissenschaft und zur Hilfe für die Ausbildung der Steinmetzen und des künstlerischen Nachwuchses. Passend dazu wurden Abgüsse von anderen Kirchen in den eigenen Bestand eingegliedert – durch Kauf, Tausch oder Geschenk. Gleichzeitig produzierten die Former eine Reihe von Abgüssen in größerer Stückzahl. Diese kamen, einige mit aufwendiger Farbfassung, in den Verkauf.
Bis in die 1960er Jahre stellte man einen Teil der Abgüsse eindrucksvoll aus. Heute wird den Besuchern eine Auswahl im Museum des Münsterbauvereins gezeigt.
Um 1910 wurden von der steinernen Figur eines Verkündigungsengels Abgüsse genommen. Der Engel gefiel scheinbar so gut, dass neben dem Abguss der gesamten Skulptur mindestens ein Kopf und mehrere Büsten für den Verkauf hergestellt wurden. Hier konnte zwischen ungefasst, geschlämmt oder dem aufwendig farbig gefassten Exemplar gewählt werden.