Von der Arbeit im Steinbruch über den Transport in die Bauhütte, dem Bearbeiten des Materials und dem abschließenden Versatz von Mauerquadern, Architekturdetails und Figuren reicht allein der „Weg der Steine“ an das Münster. Zuvor mussten von den Münsterbaumeistern Steinbrüche mit passender Steinqualität in ausreichender Menge gefunden werden. Geht man davon aus, dass am Münster 20.400 m³ Naturstein mit einem errechneten Gesamtgewicht von 47.000 t verbaut wurden – in diese Berechnungen sind Fundamente, Gewölbe, Dachstühle und neuzeitliche Ergänzungen nicht mit eingeflossen – gewinnt man einen Eindruck von den benötigten Mengen des Baustoffes. Die Freiburger waren dabei in der erfreulichen Lage, unweit der Stadt bzw. in keiner allzu großen Distanz auf mehrere Buntsandsteinbrüche zugreifen zu können. Ihre Existenz ist der Grund für die Verwendung von Sandstein als Hauptbaumaterial und Grundlage für die Errichtung der Großkirche Freiburger Münster.
Bauzeitliches Steinmaterial und seine Herkunft
Früh bezog die Münsterfabrik aus einem Steinbruch am Freiburger Lorettoberg Material, seit 1332 ist dort ein eigener Bruch „Unser Vrowen Steingruob“ urkundlich genannt. Der Bezug von Steinen vom Lorettoberg geschah jedoch in geringerem Umfang als bisher gedacht. Neue Untersuchungen lassen den Schluss zu, dass stattdessen wohl sehr große Mengen an Steinen vom Hornwaldrücken (in der Nähe der Hochburg bei Emmendingen) kamen. Die großformatigen gelb-rötlichen Werksteinquader für das spätromanische Querhaus mit den unteren Teilen der Hahnentürme, das gotische Langhaus und der größte Teil des Hauptturms stammen wahrscheinlich von dort.
Spätestens seit 1324 nutzte die Münsterfabrik einen neuen Steinbruch: Sie pachtete oder kaufte einen Steinbruch in Tennenbach, etwa vier Kilometer vom Hornwald entfernt. Hier hatten Zisterzienser ab etwa 1160 ein Kloster aus Blöcken der unweit gelegenen Steinbrüche aufgebaut. Der Münstersteinbruch, der im Laufe der Zeit Vergrößerungen erfuhr, lag direkt neben diesen Brüchen und lieferte bis 19. Jahrhundert Steine für das Freiburger Münster. Noch heute ist der Steinbruch über dem Tal des Aubächle gut sichtbar.
Tennenbach liegt im Südteil der Lahr-Emmendinger-Vorberge, in denen große Werksteinlagerstätten im Niveau des Badischen Bausandsteins und insbesondere in der Geröllsandstein-Subformation zu finden sind. Aufgrund der hohen Steinqualität sind in diesem Gebiet deshalb eine Reihe von Steinbrüchen erschlossen worden. Der hochwertige Tennenbacher Geröllsandstein mit einer gut erkennbaren Schichtung und einer stellenweisen Bleichung bei einer sonst fleischroten Färbung wurde am Münster im oberen Bereich des Turms, den Aufstockungen der Hahnentürme und am Chor verbaut.
Trotz der eigenen Steinbrüche griff die Bauhütte auch während der Erbauungszeit des Münsters auf andere Bezugsquellen zurück. Für Fenstermaßwerke der Chorkapellen und Brüstungen setzte man feinkörnigen, meist gelblichen Plattensandstein vom Wöpplinsberg bei Mundingen ein, und für Arbeiten im Inneren des Münsters und für Skulpturen kaufte man Kalksandstein aus Pfaffenweiler.
Aus den großen Brüchen von Heimbach, deren Sandstein sich hinsichtlich Farbe, Korngröße, Bindemittel, Struktur und Härte nicht vom Stein aus Tennenbach unterscheiden lässt, kam im 18. Jahrhundert wahrscheinlich Material für die bisher nicht errichteten Kapellenpfeileraufsätze am Chor und ein Teil der dortigen Maßwerkbrüstungen. Für sieben neue Chorstrebepfeileraufsätze benutzte die Bauhütte zwischen den 1840er- und 1850er-Jahren dunkelroten, nicht sehr beständigen Plattensandstein aus Fischbach.
Steine für Austauschmaterial
Stürme, Kriege und geschädigtes oder stark witterungsanfälliges Steinmaterial zwangen und zwingen die Münsterbauhütte zu notwendigem anderem Austauschmaterial, besonders seitdem der Bruch in Tennenbach ab etwa 1820 keinen brauchbaren Stein mehr hergab.
Dafür besitzt die Münsterbauhütte bzw. der 1890 gegründete Münsterbauverein keine eigenen Steinbrüche mehr, sondern ist auf den Ankauf von geeignetem Stein aus Brüchen mit guter Qualität und ausreichend vorhandenen Mengen angewiesen. Der nun verbaute Sandstein kommt seit dem späteren 19. Jahrhundert nicht mehr nur aus den Lahr-Emmendinger Vorbergen – Steinbrüche im Elsass, an Neckar und Main werden zu Lieferstätten. Sogar geringere Mengen an Sandstein aus dem sächsischen Gebiet um Posta und aus Schlesien, Schilfsandstein aus der Gegend um Heilbronn sowie Granit aus Schweden werden verarbeitet.
Im 17. und früheren 19. Jahrhundert griff man dagegen noch auf Plattensandstein vom Allmendsberg, oberhalb von Tennenbach, zurück, und die Steinmetze bedienten sich wohl auch für Reparaturarbeiten am Sandstein aus Heimbach. Bevor ab 1890 größere Mengen aus Allmendsberger Sandstein an das Münster kamen, erwarb man zwischen 1880 und 1890 kurzzeitig roten Elsässer Sandstein aus Bust. Anfang der 1920er-Jahre konnten keine Blöcke mehr aus den Steinbrüchen vom Allmendsberg geliefert werden. Die Münsterbauhütte kaufte dann Stein aus den Plattensandsteinbrüchen bei Freudenstadt, Loßburg und Seedorf nahe Schramberg. Doch gerade der bis 1968 verbaute Sandstein aus der Gegend von Freudenstadt und der noch in den 1980er-Jahren verwandte Stein aus Loßburg sind von geringer Witterungsbeständigkeit. Sie wurden und werden durch Steine des Mittleren Buntsandsteins aus dem Neckartal und aus Lahr-Kuhbach ersetzt.
Heute ist die Münsterbauhütte für Austauschmaterial nach Tennenbach zurückgekehrt. Vor einigen Jahren wurde in der Nähe des früheren eigenen Steinbruchs ein alter Bruch wieder aufgemacht. Bei seinen Freilegungsarbeiten kamen eiserne Keile und Teile einer Kette zum Vorschein – Werkzeuge (ca. 1920–1940), die zum Lösen, Zerteilen und Anheben von Steinblöcken notwendig waren und die so schon im Mittelalter verwendet wurden.
Woher kamen die ersten Steine für den Münsterbau
Bislang hielt man den am Südrand der Stadt gelegenen Lorettoberg für das Steinbruchgebiet, aus dem während der romanischen Bauphase des Münsters (ca. 1200–1235) rote und gelbe Sandsteinquader angeliefert wurden. Fakt aber ist, dass großformatige Blöcke für Fundament und Mauerquader dort gar nicht vorkommen, sondern nur dünnbankige bis plattige Feinsandsteine. Tatsächlich findet man in den mittelalterlichen Kellern der Altstadt und auch auf dem Dachboden des Münsters unbehauene, rote und gelbe Platten, die oft zusammen mit Dreisam-Wacken (Grundgebirgsgesteine aus dem Schwarzwald) und Backsteinen verbaut wurden. Sie stammen vom Lorettoberg. Woher aber kamen die großformatigen gelben und roten Sandsteinblöcke fürs Münster?
Bei den Recherchen für das „Münster-Steine-Buch“ geriet der bei Sexau gelegene Hornwald-Rücken in den Fokus der Geländearbeiten. Auslöser war die Beobachtung, dass mehr als die Hälfte der Mauerquader für die Hochburg-Festung aus gelbem Sandstein bestehen – genau wie der romanische Teil des Münsters. Südlich der Burg entdeckten wir nun den alten Steinbruch, aus dem diese Quader stammen müssen. Die probeweise Entnahme von großen Blöcken aus dem fast völlig verbrochenen Steinbruch belegte diese These. Ein Block von dort ist hier ausgestellt.
Der Buntsandstein unter dem Mikroskop
Die beste Methode zur Untersuchung von Gesteinen ist die mikroskopische Analyse von Gesteinsdünnschliffen unter dem Polarisationsmikroskop. Dazu werden plangeschliffene Gesteinsscheiben, aufgeklebt auf einem Glas-Objektträger, so dünn geschliffen, dass das Licht durchfallen kann. Für die gezeigten Dünnschliffe wurden die Sandsteinproben auf eine „Dicke“ von 35 µm (= 35 Tausendstel Millimeter) heruntergeschliffen.
Zur lichtoptischen Analyse wird polarisiertes Licht verwendet, Lichtwellen also, die nur in eine Richtung schwingen. Trifft polarisiertes Licht auf anisotrope Kristallkörner, so wird dieses in für jedes Mineral charakteristischen Weise gestreut. Je nach Lage des Gitters der durchstrahlten Quarzkristalle erscheinen die Körner in unseren Dünnschliffbildern weiß, in vielen Grautönen oder schwarz. Andere Minerale können farbig erscheinen.
Drei Fialen von der Oberen Galerie des Hauptturms
Die drei hier gezeigten Fialen stammen von der Oberen Galerie des Hauptturms und geben ein anschauliches Beispiel für die verschieden eingesetzten Steine am Münster und die Suche nach dem besten Material.
Die linke Fiale ist bauzeitlich (um 1310) und wurde aller Wahrscheinlichkeit nach aus Tennenbacher Sandstein gehauen. Mit einer kleinen Vierung aus Allmendsberger Plattensandstein hatte die Münsterbauhütte um 1915 den Stein restauriert.
In den 1960er-Jahren sind während der Arbeiten am Hauptturm neue Fialen aus Freudenstädter Plattensandstein in der Münsterbauhütte geschaffen worden. Die mittlere Fiale ist ein Beispiel dafür.
Dieser Plattensandstein mit seiner geringen Widerstandskraft gegen die Witterungseinflüsse und die hohen Temperaturschwankungen denen er am Turm und besonders an der Galerie ausgesetzt ist, wird bei der nächst anstehenden Sanierung am Hauptturm wieder ausgewechselt werden. Die bisher noch nicht vollendete rechte Fiale aus Neckartäler Hartsandstein wird dann – vollendet – eingebaut.
Hornwälder Sandstein und Lorettoberger Plattensandstein
Die hier gezeigten Proben und behauenen Stücke stammen aus Steinbrüchen des Hornwalds und des Lorettobergs. Wahrscheinlich kam aus beiden Brüchen Stein an das Münster und wurde dort während des 13. und früheren 14. Jahrhunderts verbaut.
Bild: Zusammenstellung von Buntsandstein-Varietäten aus den Steinbrüchen des Hornwalds (Foto: Wolfgang Werner)
Tennenbacher Sandstein
Der Münstersteinbruch bei Tennenbach ist seit 1324 nachweisbar und gehörte der Münsterfabrik. Noch im 14. Jahrhundert wurde der Bruch vergrößert bzw. ein anderer hinzugefügt. Nachdem die Baumaßnahmen am Münster abgeschlossen waren, verpachtete man die „Steingrube(n)“ immer wieder, so z.B. 1552. 1820 wurde vermerkt, dass der Münstersteinbruch ganz ausgebeutet sei. Wenn auch später noch Steinmaterial nach Freiburg gebracht wurde, so nahmen die Lieferungen ab und 1880 kauften angrenzende Hofbauern die beiden Brüche. Die heute im Gelände noch sichtbaren Grenzsteine mit dem Freiburger Hüttenzeichen stammen von 1601 und 1669.
Aufgrund der großen Quantität und hohen Qualität konnte der Tennenbacher Geröllsandstein über Jahrhunderte für das Bauwerk eingesetzt werden. Dass die Münsterbauhütte diesen Sandstein sogar schon vor 1324 nutzte, zeigt ein Rinnenabdecker von einem der östlichen Langhausstrebebögen.
Plattensandstein aus Wöpplinsberg
In mindestens acht Steinbrüchen wurde bei Wöpplinsberg, nahe Mundingen, Plattensandstein abgebaut. Die Brüche liegen schon über 150 Jahre verlassen, so dass nur noch kleine Felsaufschlüsse vorhanden sind. Es handelt sich um einen feinkörnigen, roten, gelblichen oder auch bräunlichen Sandstein. Der relativ hohe Tonanteil und die Feinkörnigkeit dieses Buntsandsteins erlauben eine gute Bearbeitbarkeit, bedingen aber auch geringere Haltbarkeit. Wöpplinsberger Plattensandstein wurde am Münster im 15. und 16. Jahrhundert verbaut; auch im frühen 19. Jahrhundert wurde noch Sandstein von dort geliefert.
Maßwerkbrüstung, wohl aus Wöpplinsberger Plattensandstein, 16. Jh., Inv. Nr. St-00554
Kalksandstein aus Pfaffenweiler
Der gelblich braune Kalksandstein von Pfaffenweiler entstand vor rund 35 Millionen Jahren am Rand eines Binnenmeeres, das im einsinkenden Oberrheingraben entstanden war. Durch Flüsse und im Brandungsbereich wurde der aus dem auftauchenden Schwarzwald abgetragene Kalksteinschutt zu Konglomeraten und Sanden aufgearbeitet. Die nur 2–2,5 m mächtigen Kalksandsteinbänke bestehen aus Kalkstein- und Fossilschutt-Körnern in Sandkorngröße. Im bergfeuchten Zustand ist dieses Gestein leicht und filigran zu bearbeiten. Einmal ausgetrocknet weist der Kalksandstein hohe Festigkeit und Beständigkeit auf. Diese Eigenschaften und seine Seltenheit machten ihn zum teuersten Werksteinmaterial weit und breit. Am Freiburger Münster wurde er seit dem 16. Jahrhundert verwendet (Lettner, Bodenplatten, Grabplatten). Berühmtheit erlangte er im Barock durch die vielen Brückenheiligen und Feldkreuze.
Wappenkartusche der philosophischen Fakultät der Universität Freiburg aus Pfaffenweiler Sandstein, 18. Jh., Inv. Nr. St-00297.
Heimbacher Sandstein
Erst seit 1778 finden sich Lieferungen aus Heimbach in den Münsterrechnungen, obwohl die Vermutung geäußert wurde, dass schon im Mittelalter Material aus den dortigen großen Brüchen an das Münster kam. Eine ohne weitere Archivfunde nicht zu verifizierende These, da Sandsteine aus Tennenbach und Heimbach petrografisch nicht zu unterscheiden sind.
Im späten 18. und früheren 19. Jahrhundert wird der Sandstein für Bodenplatten im Inneren des Bauwerks und zur Herstellung „… der Gallerie und Thürmle im Münsterchor“ verwendet. D.h. möglicherweise sind die gezeigten Krabbenanfänger, die von einem Chorkapellenpfeiler der 1780er-Jahre stammen, aus Heimbacher Stein.
Noch Mitte des 19. Jahrhunderts kam Stein aus Heimbach ans Münsters. Auch für diese Fuhren kann heute nicht mehr gesagt werden, um welche Blöcke es sich handelte bzw. wo die fertigen Stücke verbaut wurden. Vielleicht ging es um Arbeiten für den Chor.
Allmendsberger Plattensandstein
Liegen die mittelalterlichen Münstersteinbrüche von Tennenbach zu Füßen des Allmendsbergs, so gab es auch auf dem Bergrücken Brüche. Vereinzelt kam möglicherweise schon im 17. Jahrhundert Austauschmaterial von dort (vgl. Kreuzblume, Inv. Nr. St-00187); archivalisch sind Lieferungen bislang nur zwischen den 1820er-Jahren und 1923 gesichert.
Der dunkelrote fein- bis mittelkörnige Plattensandstein wurde besonders während der Sanierung an der Hauptturmspitze in den 1910er-Jahren verbaut. Dafür kaufte der Münsterbauverein die Steine vom Freiburger Steinhauermeister Max Rebmann. Rebmann hatte 1905 einen der Allmendsberger Brüche gepachtet und beschäftige bis zu 50 Steinbrecher und -hauer. 1923 legte man dort den letzten Steinbruch still. In der Münsterbauhütte hatte man aber Blöcke „auf Lager“, sodass Allmendsberger Stein weitere Jahre zum Einsatz kam.
Der teilweise witterungsanfällige Stein wurde im letzten Jahrzehnt u.a. durch solchen aus Lahr-Kubach ersetzt.
Fischbacher Plattensandstein
Aus Fischbach, einem Ortsteil von Niedereschach, kam in den 1840er- und 1850er-Jahren Plattensandstein für sieben Chorstrebepfeileraufsätze. Die hier ausgestellten Fragmente von zwei Aufsätzen zeigen einen dunkelroten Sandstein, von dem im Dünnschliff ein relativ instabiler Kornverband mit einem hohen Anteil von u.a. offenen Poren und Tonmineralen auszumachen ist (Schleicher, Dünnschliffproben 2014). Das Material ist daher witterungsanfällig und schon 1912 wird in den Geschäftsberichten des Münsterbauvereins vermerkt, dass sich der Stein aus Fischbach nicht besonders bewährt hat. 1938 kommt man dann zu der Auffassung: „…, dass diese sämtlichen ruinenhaften Aufbauten des XIX. Jahrhunderts abgetragen werden sollten“. Heute sind am Münsterchor sechs Aufsätze fragmentarisch erhalten, einer wird gegenwärtig als nachbildende Neuschöpfung aus Neckartäler Hartsandstein geschlagen.
Buster Sandstein
Ab etwa 1880 bezog die Münsterbauhütte für wenige Jahre Sandstein aus dem elsässischen Bust.
Bust liegt im Unterelsass zwischen Phalsbourg und Drulingen und bis heute wird dort Sandstein abgebaut. Ein Sandstein, der ein Grès de Voges – ein Vogesensandstein – ist und geologisch-stratigraphisch zum Voltzien-Sandstein (benannt nach den häufig eingeschlossenen Pflanzenfossilien) des Obersten Bundsandsteins gehört.
Die Münsterbauhütte verwendete dieses Material für den Ausbau des Treppenturms am Hauptturm, für einen Chorstrebepfeileraufsatz und Pfeilerbaldachine. Das gezeigte Fragment stammt vom Treppenturm, wurde laut den Geschäftsberichten des Münsterbauvereins 1893 ein- und in den 1970er-Jahren wieder ausgebaut.
Helmfragment des Treppenturms aus Buster Sandstein, 1893, Inv. Nr. St-00575.
Rötlicher Granit
Granit ist ein in der Erdkruste erstarrtes magmatisches Gestein. Aus der engen Verwachsung von Feldspäten, Quarz und Glimmern, die bei der Auskristallisation der Schmelze entstanden sind, resultiert die sehr hohe Festigkeit und Witterungsbeständigkeit dieses Gesteins. Die Schwarzwälder Granite sind zwischen 340 und 330 Millionen Jahre alt. Für das Freiburger Münster wurde im Jahr 1891 „rother schwed. Granit“ bei einem Freiburger Steinhändler für die Fertigung von acht schlanken Säulen eingekauft, welche die vier Baldachine am Westturm (auf Höhe der Uhr) tragen; die genaue Herkunft ist unbekannt. Die Säulen sind nur 14 cm dick, aber über 3 m lang. Das Foto zeigt einen gleichartigen Granit aus Bühlertal im Nordschwarzwald. Rosarot: Kalifeldspat. Durchscheinend/weißlich: Quarz. Schwarz: Biotit.
Niederhofener Schilfsandstein
Schilfstandsteine aus Niederhofen, Hilsbach oder Heilbronn sind überwiegend tonig gebundene, im Farbton vorherrschend gelblichbraune bis gelblichbeige Feinsandsteine, die gern als Material für feinere Bildhauerarbeiten eingesetzt werden. Für die Kopien der Figuren Lambertus und Alexander auf den Patronatssäulen vor dem Freiburger Münster wurden 1907 und 1948 Blöcke aus Heilbronn und Sinsheim-Hilsbach bearbeitet. 2017 musste die Skulptur des Lambertus durch eine Zweitkopie erneuert werden, die der Steinbildhauer Andreas Steffan ausführte. Die Münsterbauhütte hatte sich im Vorfeld für einen Stein aus Schwaigern-Niederhofen entschieden. Die gute Haltbarkeit und die Homogenität im Kornaufbau sprachen für diese Wahl. Nicht unerheblich war aber auch der Farbton, der dem Pfaffenweiler Kalkstein – aus dem die Originalfigur geschlagen wurde – nahekommt.
Die hier gezeigte Kreuzblume ist eine Probearbeit aus diesem Schilfsandstein.
Schilfsandstein
Beim Schilfsandstein handelt es sich um einen 225 Millionen Jahre alten, tonig gebundenen Feinsandstein aus dem Mittelkeuper. Zahlreiche große Werksteinlagerstätten liegen im Kraichgau und im Gebiet um Heilbronn. Er tritt überwiegend in gelblichbraunen, bisweilen auch in rotbraunen Farbtönen auf. Der im Bild gezeigte Heilbronner Schilfsandstein wurde 1907 das erste Mal am Freiburger Münster (Kopie des Hl. Alexander auf der Patronatssäule vor dem Münster) verwendet, weil gelber Buntsandstein, aus dem das Original geschaffen war, nicht zur Verfügung stand. Seinen Namen erhielt dieser gut zu bearbeitende Sandstein, weil er fossile Pflanzenreste enthält, die man fälschlicherweise für Schilfreste hielt. Tatsächlich handelt es sich um Riesenschachtelhalme, welche die Flussrinnen, in denen der Sand abgelagert wurde, säumten.
Freudenstädter Plattensandstein
Südöstlich und nordöstlich von Freudenstadt gibt es zahlreiche Steinbrüche im Oberen Buntsandstein, dem Plattensandstein. Die Münsterbauhütte bezog insgesamt zwischen 1933 und 1982 Stein aus diesem Gebiet: in den 1930er- und 1940er-Jahren aus Alpirsbach-Aischfeld und Pfalzgrafenweiler – für Arbeiten am Chor, von 1954–1966 aus Freudenstadt-Dietersweiler für Reparaturarbeiten an den Hahnentürmen und am Hauptturm. Aus dem Steinbruch in Lombach-Sulzbach wurde von 1972 bis 1982 Blockmaterial für die Nordseite des Hauptturms verbraucht. Letzte Werksteine fanden auch bei den Langhaus-Sanierungsmaßnahmen der 1980er-Jahre Verwendung.
Der Plattensandstein aus den Brüchen um Freudenstadt hat eine geringe Witterungsbeständigkeit, daher tauscht die Münsterbauhütte bei laufenden Sanierungsmaßnahmen dieses Material gegen Steine des Mittleren Buntsandsteins – aus Lahr-Kuhbach, dem Neckartal und Tennenbach – aus.
Neckartäler Hartsandstein
Der als Neckartäler Hartsandstein bezeichnete, rote, oft weiß gestreifte und sehr widerstandsfähige Sandstein aus dem Mittleren Buntsandstein hat sein Hauptabbaugebiet zwischen Neckarsteinach am Neckar und Eberbach im badischen Odenwald.
Schon 1943 hatte die Bauhütte einen großen Block für die Kopie der Marienfigur auf der mittleren Patronatssäule vor dem Münster verwendet. Seit 2009 bezieht man regelmäßig Tranchen aus dem Steinbruch Gretengrund bei Eberbach. Zunächst für die Sanierung der Hauptturmpyramide eingesetzt, ist der Stein nun – nach verschiedenen Probearbeiten – Austauschmaterial für den Plattensandstein aus Fischbach am Münsterchor. Derzeit wird die nachbildende Neuschöpfung des Chorstrebepfeileraufsatzes 13/14 Süd aus diesem Material gearbeitet – der hier gezeigte Kreuzblumenkranz ist Teil davon.
Kreuzblume Neckartäler als Probestück für den Münsterchor, Neckartäler Hartsandstein, 2012, Inv. Nr. St-00792.
2012 kamen bei Freilegungsarbeiten in einem alten Steinbruch am Langauweg bei Tennenbach eiserne Keile und Teile einer Kette zum Vorschein. Möglicherweise war dieser Bruch schon im 16. Jahrhundert in Betrieb, die gefundenen Werkzeuge stammen jedoch aus der Zeit zwischen ca. 1920 bis 1940, wie die Einprägung „A. Burrer“ zeigt. Die Firma Albert Burrer stammte aus Maulbronn und hatte in diesen Jahren ihre Tätigkeit offensichtlich bis in die Gegend um Emmendingen ausgeweitet.
Auch wenn sich im Laufe der Jahrhunderte die Abbaumethoden in den Steinbrüchen verändert haben, Werkzeuge, wie Keile und Ketten, aber auch der hier gezeigte Zweispitz waren immer zum Lösen, Zerteilen und Anheben von Steinblöcken notwendig und wurden so oder so ähnlich schon im Mittelalter verwendet.